Anlagentechnik
Die WITTERRA-Humusanlage besteht aus drei wesentlichen Anlagenteilen:
Behandlungsbecken
Das ebenerdige Behandlungsbecken aus Beton mit maximalen Abmessungen von 20 x 120 m ist stirnseitig offen und hat bis zu 1,80 m hohe Seitenwände.
Belüftungs- und Mischtechnik
Bis zu fünf Belüftungs- und Mischschnecken aus Edelstahl, die auf einer zweiachsigen Laufeinheit montiert sind, sorgen für optimale Belüftung und Durchmischung im gesamten Volumen des Behandlungsbeckens.
Flüssigkeitsdosierung
Eine Exzenterschneckenpumpe, die ebenfalls auf der Laufeinheit sitzt, saugt Flüssigkeit aus einem an der Seitenwand befindlichen Schacht an und bringt diese unmittelbar vor den Schnecken in das Materialbett ein.
Durch aerobe Mikroorganismen wird in der Humusanlage das eingebrachte organische Material zersetzt. Das Ausgangsprodukt ist ein nährstoffstabiler Humus, der als Dünger oder Torfergänzungsstoff eingesetzt werden kann. Das Endprodukt hat einen TS-Gehalt von 45-55 %, abhängig von den Inputstoffen und der Prozessführung.
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Verfahren
Startphase
Die flüssigen Reststoffe werden einmal am Tag in das Materialbett eingetragen. Im gleichen Arbeitsgang wird das Material vollständig belüftet und durchmischt. Dadurch beginnt die Aktivität der Mikroorganismen sowie der biologische Abbau und die Temperatur innerhalb des Materialbettes steigt.
Biooxidationsphase
Bereits nach wenigen Tagen werden Temperaturen über 70ËšC erreicht, durch die das organische Material hygienisiert wird. Dies ist gleichzeitig die aktive Phase des Prozesses, in der leicht abzubauende organische Komponenten schnell zersetzt werden.
Reifungsphase
In den letzten Wochen des Prozesses wird das Materialbett stabilisiert und mit Humus-Molekülen angereichert. Es wird kein festes oder flüssiges Material mehr zugeführt. Diese letzte Phase wird von Umwandlungsprozessen der organischen Substanz charakterisiert, deren maximaler Ausdruck die Bildung von Huminstoffen ist.
Prozessablauf
Die Humusanlage funktioniert als Batchverfahren, bei dem kontinuierlich flüssige Reststoffe zugegeben werden. Der Prozessablauf lässt sich in fünf Schritte unterteilen:
01
Befüllung mit Trägermaterial
Die Anlage wird mit organischem Trägermaterial befüllt. Je nach Anlagengröße erfolgt dies bis zu einer Schütthöhe von 1,70 m. Eine Beschreibung geeigneter Trägermaterialien finden sie hier.
02
Flüssigkeitsdosierung
Die tägliche Dosierung des flüssigen Materials erfolgt direkt vor den Belüftungsschnecken, um die Flüssigkeit schnellstmöglich einzuarbeiten. Welche flüssigen Reststoffe eingesetzt werden können, finden Sie hier.
03
Belüftung & Durchmischung
Das gesamte Materialbett wird täglich in einem Arbeitsgang belüftet und durchmischt. Für die aeroben Abbauprozesse in der Humusanlage ist dies elementar, um die Mikroorganismen mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.
04
Humusbildung
Die Humusbildung erfolgt innerhalb von 8 - 12 Wochen unter prozessbiologischer Betreuung mit anschließendem Reifeprozess von 2 - 4 Wochen.
05
Humusentnahme
Nachdem der Zyklus beendet ist, wird das gesamte Material aus der Anlage entnommen. Anschließend kann neues Material eingebracht und ein neuer Zyklus gestartet werden. Je nach Anforderung kann der fertige Humus durch Absieben oder Pelletieren weiter aufbereitet werden.
Eingangsstoffe - fest & flüssig
Flüssige Reststoffe
Die Einsatzmöglichkeiten von flüssigen Reststoffen in der WITTERRA-Humusanlage sind sehr vielfältig. Für die Einbringung von Flüssigkeiten in das Materialbett müssen diese pumpfähig sein und sollten je nach Beschaffenheit einen Trockensubstanz-Gehalt (TS) von 20%, in manchen Fällen sogar bis 25%, nicht überschreiten. Außerdem sollten die Flüssigkeiten frei von Inhaltsstoffen sein, die biologisch hemmend wirken können, wie z.B. Reinigungs- oder Arzneimittel. Ideale flüssige Eingangsstoffe sind:
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Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung
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Gärprodukte aus landwirtschaftlichen Biogasanlagen
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Gärprodukte aus industriellen Biogasanlagen (Speisereste, Bioabfall)
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Klärschlamm aus der kommunalen und industriellen Abwasseraufbereitung
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Industrielle Abwässer, z.B. aus der Lebensmittelherstellung
Festes Strukturmaterial
Wichtigste Aufgabe des Strukturmaterials ist die Speicherung von Sauerstoff und die Bereitstellung einer großen Oberfläche für die Mikroorganismen. Der TS-Gehalt des Strukturmaterials sollte in der Regel oberhalb von 50% liegen. Als Strukturmaterial geeignet, sind:
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Stroh
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Pferde-, Rinder-, Schweinemist
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Champost
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Holzhäcksel
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Grünschnitt
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Frischkompost
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Getrocknete Gärreste
Ausgangsstoffe - hochwertiger Humusdünger
Einziger Ausgangsstoff der WITTERRA-Humusanlage ist lockerer, strukturreicher Humusdünger mit einem TS-Gehalt von 50%, reich an organischem Kohlenstoff sowie Humin- und Fulvosäure, der ohne weitere Zusätze direkt als torffreie Pflanzenerde genutzt werden kann. Je nach Anforderung kann der Humusanlage eine Siebung oder Pelletierung nachgeschaltet werden.
Die Ergebnisse der Keimpflanzentests der Landwirtschaftskammer Niedersachsen belegen die Pflanzenverträglichkeit unseres Humusdüngers:
​„An den Buschbohnen und Chinakohlpflanzen traten in keiner Variante sichtbare Schäden auf und es kam zu keiner Reduktion des Frischmasse-Ertrages. Pflanzenschädigende Stoffe waren somit in den geprüften Anteilen von „Probe 2“ im Substrat nicht nachweisbar.“
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Der Humusdünger erreicht bei Frischmasse und Keimzahl gleiche oder sogar bessere Ergebnise als das Referenzsubstrat Torf, wie untere Tabelle belegt.
Resultat
Humus nach Maß: Abhängig vom Prozess und von den Inputstoffen können die Nährstoffe im Endprodukt gesteuert werden, um genau die Produkteigenschaften herzustellen, die sich unsere Kunden wünschen. Soll der Humus als Dünger eingesetzt werden, werden Nährstoffe über das Strukturmaterial gezielt zugeführt. Für den Einsatz des Humus als Torfersatzprodukt wird der Anteil faseriger und nährstoffarmer Materialien erhöht.
Mehrwert
Grundwasserschutz
Durch den Humifizierungsprozess werden die Nährstoffe von Gärresten und Gülle in langkettigen Humusmolekülen gespeichert. Dadurch wird die Ausspülung in das Grundwasser, insbesondre von Nitrat, minimiert.
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Volumenreduzierung
Aus flüssigen Reststoffen wird ein fester Humusdünger. Aus 10.000 t Gülle entstehen 3.400 t HUMUS mit 50% Restfeuchte. Durch die kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr wird das erforderliche Lagervolumen wirksam entlastet.
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Hygienisierung
Die Humusanlage neutralisiert durch die selbsterzeugte Wärme von über 70°C vorhandene Bakterien. Der Humusdünger ist also nachweislich hygienisiert.
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Humusherstellung
Durch die aerobe Behandlung wird aus organischen Reststoffen ein hochwertiger Humus hergestellt, der als Pflanzenerde oder zur Bodenverbesserung eingesetzt werden kann und langfristig CO2 speichert.
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Vollaufbereitung
Die Humusanlage eignet sich zur Vollaufbereitung von flüssigen Reststoffen. Sämtliche Flüssigkeiten werden zu hochwertiger Humusdünger veredelt. Überschüssige Sickersäfte oder Perkolat fallen bei unserem Verfahren nicht an.